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2017 reisten wir in neuer Besetzung mit dem Konzept Next Stop: Heimat durch deutsche Kleinstädte. Aus Jule, Rabea und Andi wurden Ina, Agnes und Daniel, aus europäischen Metropolen wurden Lörrach, Wismar und Brackwede. Fünf Monate lang erfuhren wir Deutschlands Grenzen und öffneten vom Süden bis in den Norden die Türen unseres Containers für Begegnungen und ein Kennenlernen auf Augenhöhe zwischen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. 

An jedem Ort hinterließen wir bei unserer Abreise eine neue Über den Tellerrand Community aus Menschen, die sich im Container begegnet sind und nun regelmäßig selbst Veranstaltungen organisieren.

Frankfurt 
04. Mai bis 22. Mai 2017

Lörrach
23. Mai bis . Juli 2017

Wismar
04. Juli bis 10. August 2017

Brackwede
16. August bis 26. September 2017

 

Warmkochen in Frankfurt

Unsere Deutschlandtour 2017 beginnt mit einem zweiwöchigen Auftakt in Frankfurt am Main. Im Rahmen der Ausstellung Picknick-Zeit des Museums Angewandte Kunst stehen wir umgeben von Bäumen im Metzler Park am Ufer des Mains und veranstalten auf der grünen Wiese viele Kochabende und zwei große Picknicks. ums andere Mal drücken beide Augen zu und tanzen, kochen und essen aufgrund der hohen Nachfrage mit mehr Menschen im Container, als wir Teller haben.

Tatkräftige Unterstützung bekommen wir in diesen zwei Wochen von unseren Kollegen und der Community von Über den Tellerrand Frankfurt e.V. Der Container wird schnell zu einem beliebten Treffpunkt für alte und neue Gesichter und zwischen Grüner Soße, dampfenden Injeras und Dakbe-Tanz finden wir uns als Team zusammen, lernen den Container kennen und nehmen Anlauf für die drei Standorte der Kitchen on the Run Tour 2017.

Ankommen in Lörrach

Im Dreiländereck zwischen Frankreich und der Schweiz, ganz im Süden von Deutschland, liegt Lörrach. Die Grenzstadt war lange Zeit ein Durchzugsort für Menschen mit Fluchterfahrung, kurz vor unserer Ankunft eröffnen jedoch erste Anschlussunterkünfte in der Stadt, die den Menschen nun eine langfristige Bleibeperspektive bieten.

Mit dem Container möchten wir den Prozess der Gestaltung eines gemeinsamen Zusammenlebens begleiten und während unserer Zeit vor Ort möglichst viele nachhaltige Begegnungen schaffen. Doch genau wie für die Bewohner der neuen Unterkünfte, heißt es auch für uns erstmal – Ankommen. Wir bauen den Container auf, treffen Pressevertreter, besuchen Unterkünfte und lernen lokale Initiativen und Akteure kennen, mit denen wir zusammenarbeiten werden. 

Mit unserem ersten Kochabend in der Stadt beginnt der muslimische Fastenmonat Ramadan und die kommenden sechs Wochen verbringen wir viele festliche Abende im Container, umgeben von lauer Sommerluft und Kerzenschein. Der Anfang ist gemacht.

Begegnungen in Wismar

Einmal quer durchs Land geht es bis an die Ostsee nach Wismar. Das Städtchen ist mit seinem malerischen Zentrum ein beliebtes Ziel für Wochenendausflügler, Seniorenfahrten und Sonntagsschifffahrten. Die vielen Cafés und Restaurants, Terrassen mit Sonnenschirmen und Souvenirläden scheinen alle für Gäste gemacht. Wenig Möglichkeiten zur Begegnung bietet der Ort jedoch für alle, die dort leben.

Mit dem Container stehen wir in einer Wohnsiedlung in Wendorf, abseits vom touristischen Zentrum. In dem sozial schwachen Stadtteil wohnen auch viele geflüchtete Menschen im vergleichsweise günstigen Wohnraum. Auf einem großen Parkplatz zwischen Supermarkt, Apotheke und Blumenladen sind wir für alle gut sichtbar und doch nicht bei allen Willkommen. 

Unser Container erntet viel Skepsis, doch der anfänglichen Zurückhaltung und Ablehnung einiger Bewohner zum Trotz werden die Kochabende im Container schon bald ein Raum für Geburtstagsfeiern, für Tänze bis spät in die Nacht, für Kinderkochkurse und gemütliches Beisammensein. Auch wenn nicht alle Wendorfer den Weg in den Container finden – aus den zahlreichen Fenstern rund um den Platz schauen Abend für Abend viele Augenpaare dem bunten Treiben zu und vielleicht hat der Container mehr bewegt, als wir denken.

Wiedersehen in Brackwede

Brackwede ist der Multikulti-Stadtteil von Bielefeld und wir stehen mit dem Container zwischen Kirche, Pommesbude und Tramstation mittendrin. Die Brackweder füllen unsere mittlerweile leeren Batterien mit ihrer Begeisterung und Motivation im Nu wieder auf. In Bielefeld gibt es bereits viele Anlaufstellen für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung und der Container bietet hier vor allem Raum für neue Vernetzungen, Inspiration neuer Projekte und zum Vertiefen bisher nur flüchtiger Begegnungen.

Wie an jedem Standort geben wir auch hier unser Wissen an die Menschen vor Ort weiter und bauen Stück für Stück eine Community auf, die auch nach unserer Abreise weiterkocht und direkt in unser großes Über den Tellerrand Netzwerk eingegliedert wird. Bei unserer Abreise hinterlassen wir sogar vier Kochgruppen in unterschiedlichen Stadtteilen Bielefelds, in denen sich die Menschen aus unseren Kochkursen regelmäßig wiedersehen und das Zusammenleben in Bielefeld bunter machen. 

Das letzte Abschlusspicknick unserer Reise sprengt dann mit einem meterlangen Buffet, musikalischen Beiträgen, buntem Kinderprogramm und vielen Tänzen über den Platz alle Erwartungen. Und nach fünf Monaten schließt der Container nach 62 Kochabenden, 1500 neuen Namensschildern an der Containerwand und vielen schönen Begegnungen für dieses Jahr das letzte Mal seine Türen.